
Willkommen im Jetzt
Hei, willkommen im Jetzt. Schön dich hier zu treffen. Wie gefällt es dir? Zugegeben, es ist etwas kurzweilig und vielleicht auch manchmal etwas eindimensional. Aber du wirst dich hier wohlfühlen. Denn du kannst hier verweilen, ohne zu planen, dich zu sorgen oder an gestern zu denken.
Im Jetzt zu sein fällt mir schwer – richtig schwer. Es zwingt mich wahrhaftig zu beobachten, wertfrei und ohne Interpretation. Emotionen sind anwesend, basieren aber auf dem direkt Erlebten und nicht auf den Erfahrungen der Vergangenheit. Glaubenssätze findest du hier nicht. Für viele Gedanken ist keine Zeit im Jetzt. Hier ist wertfrei Beobachten und direktes Handeln angesagt.
Beobachten im Jetzt ist als ob man ein Foto macht. Es fängt den eigentlichen Moment ein ohne vorher oder nachher. Es zeigt die Wahrheit in diesem einen Moment. Nicht wie es vielleicht war oder wie es sein könnte. Schauen wir uns unsere Hunde an, sehen wir mehr als sie eigentlich sind: Wir verknüpfen sie mit einem ganzen Paket an Emotionen, Erlebnissen, Wünschen, Vorstellungen und Problemen. Und diese aus zwei verschiedenen Zeiten: aus der Vergangenheit und aus der Zukunft. Und dabei verlieren wir das Wichtigste aus dem Blickfeld: das Jetzt.
Dein Hund lebt hier – im Jetzt. Es ist sein Territorium und er kennt sich hier gut aus. Er hat keine Glaubenssätze, er hat Erfahrungen, er bewertet aber stets im Moment neu. Er schöpft aus seinen Erlebnissen und wählt im jeweiligen Moment das für ihn passende Verhalten. Ob es aus deiner Sicht angemessen ist, steht auf einem anderen Blatt.
Wenn du es schaffst, in der Kommunikation – und im Umgang – mit deinem Hund im Jetzt zu sein, dabei nicht auf Gestern oder auf vor 5 Minuten zu schauen, dann kannst du einen fairen Dialog mit ihm starten. Einen Dialog, den er verstehen kann.
Der Weg ins Jetzt beginnt damit, dass du wahrnimmst, wann du in die Zukunft oder in die Vergangenheit abschweifst. Zum Beispiel wenn du von deinem Hund erzählst und sagst: „Er jagt immer Vögel hinterher. Er bellt immer an der Leine. Er kommt nicht, wenn ich ihn rufe.“ Diese Sätze sind nicht unwahr, aber die Momente sind vergangen. Das Problem ist nicht das Verhalten an sich, es ist dein Glaubenssatz dahinter. Deine Erwartungshaltung an die Zukunft. Rechnest du fest mit dem Verhalten, kommt es. Schaffst du es in ein paar Momenten „ein Foto“ vom Jetzt zu machen, fällt dir vielleicht auf, dass du umformulieren könntest in: „Er hat gestern einen Vogel gejagt, heute nicht“, „Am Montag hat er einen Menschen angebellt, grade sind wir an einer Gruppe vorbeigelaufen ohne einen Ton“, „Er kam vorhin nicht, als ich ihn rief. Aber jetzt ist er da“.
Und was ändert das jetzt? Nichts und gleichzeitig alles. Zuallererst macht es dich vielleicht empfänglich dafür, dass das Verhalten dortbleibt, wo es war, in der Vergangenheit. Und damit kannst du die Zukunft als weißes Blatt betrachten … denn Veränderungen sind möglich. Aber nur im Jetzt.