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Mut zum „Nein“ – der Weg zur Freiheit

 

Mut zum „Nein“ – der Weg zur Freiheit

Unsere Hunde gehören zur Familie und das sollen sie auch spüren. Sie werden geliebt, gepflegt und umsorgt. Eine schöne Vorstellung, denn noch vor ein paar Jahrzehnten, sah die Welt der Haus- und Hofhunde noch etwas anders aus (leider teilweise auch heute noch). Wir wünschen uns in unserem Leben Selbstbestimmung und Freiheit und das wünschen wir auch unseren Hunden – sie dürfen sich ausleben, grade wenn sie vielleicht aus einer schlechten Haltung, aus dem Tierschutz kommen oder weil sie einfach so niedlich gucken.

Trotzdem hören und lesen wir immer wieder, dass Hunde eine konsequente Führung brauchen und dass man „Rudelführer“ sein muss. Wie passt das zusammen? Wie bieten wir Freiheit und Grenzen? Wie können wir eine Autorität werden, ohne den negativen Beigeschmack, den dies vielleicht aus verstaubten Bildern mitbringt? Wie erziehen wir unsere Hunde, ohne Kadavergehorsam und Zwang? Geht das überhaupt?

Die eigene Autorität finden

Ehrlich und echt sein! Das ist der erste Schritt. Die Vorstellung von der „perfekten Erziehung“ an den Nagel hängen, der Zweite. Und der dritte Schritt ist „fair sein“.
Zur Ehrlichkeit gehört, dass wir uns selbst anschauen – zum Echtsein (auch Authentizität), dass wir zu uns stehen und nicht versuchen anderen (oder eben unserem Hund) etwas vorzumachen. Was trauen wir uns zu, was überfordert uns vielleicht und was macht uns sauer? Wut und Ärger gehört nicht in Erziehung oder Training. Doch so einfach das gesagt ist, so schwierig ist es manchmal genau das umzusetzen. Auch hier hilft eins: üben! ‚Nicht sauer werden‘ üben? Ja genau! Manchmal hilft es, sich zu fragen: warum werde ich gerade sauer? Immer wieder. Schaut man dann genau hin, fällt einem vielleicht auf, dass es (ganz ehrlich) keinen Grund gibt wütend zu werden. Und dann? Lösungen finden, bevor man sauer wird. Beobachtet man seinen Hund ganz genau, wird man lernen sein Verhalten vorauszusagen – was übrigens unseren Hunden ganz einfach mit uns gelingt. Gelingt uns das langfristig auch, können wir lernen zu managen – Situationen zu umgehen, oder umzulenken – bevor sie in die falsche Richtung gehen.

“Tschüss” perfekte Erziehung

Seien wir ehrlich – es gibt sie nicht! Wir sind nicht perfekt und unsere Hunde sind keine Maschinen, also sollte „das Perfekte“ nicht das Ziel sein. Allerdings sollten wir gemeinsam wachsen, wir und unsere Hunde, an den Aufgaben, die uns im Leben so begegnen und zusammenwachsen. Zerteilen wir das „perfekte“ Ziel in kleine Einzelschritte und arbeiten am Erreichen dieser, werden auch schwierige Aufgaben mit der Zeit lösbar. Was wiederum Geduld braucht – noch so etwas selten gewordenes in dieser schnelllebigen Zeit.

Fairness – zu dir und deinem Hund

Ein „Nein“ muss gelernt sein, sonst ist es nur ein Wort – das vielleicht über seine Betonung wirkt – aber keine Botschaft mitbringt. Etwas nicht zu machen ist viel schwieriger als etwas zu machen. Das kennen wir alle, aus diesem Grund ist der rote Knopf mit der Aufschrift „niemals drücken“ so verführerisch. Einem Hund eine Grenze zu setzen, ist Wertschätzung. Wertschätzung ihm gegenüber. Ein „Nein“, ein „Aus“ ist ein Schutz. Den Giftköder nicht zu fressen, das Wildern verhindern oder Aggression gegenüber Anderen zu unterbinden. Grenzen sind aber auch eine große Verantwortung – denn dem Hund können wir nicht vernünftig erklären, warum er dies und jenes nicht soll – er muss uns da vertrauen. Und Vertrauen verdient man sich.
Fairness bedeutet da, dass wir unseren Hunden gegenüber Dinge abverlangen können und sollen, die sie auch wirklich können. Ein Hund der nicht weiß, was ein richtiger Rückruf ist, sollte nicht angebrüllt werden, wenn er nicht kommt. Ein Hund der nicht weiß, dass man Besucher nicht anspringt, braucht deshalb nicht geschimpft zu werden. Es ist also unser Job dem Hund zunächst das Zielverhalten (mehr dazu im Blog: Hundetraining beginnt im Kopf) zu erklären und wenn er das sicher kann, ihm dann – ohne Wut und ohne Emotion – eine Grenze zu setzen. Und Grenzen sind vielfältig, es muss nicht körperlich sein. Es kann die Schleppleine beim starken Jagdtrieb sein, es kann die räumliche Präsenz oder das „Einnehmen eines Raumes“ durch den Menschen sein. Es kann die Ressourcen-Kontrolle sein. Und natürlich auch ein „Aus“ oder ein „Nein“.

Wenn wir leiser, echt und fair werden, machen wir unsere Hunde zu feinen Zuhörern, die auch dann auf uns achten wenn diese bunte Welt voller Ablenkung ist … und lernen wir sie kennen und lesen, dann können wir Freiraum durch Grenzen bieten.

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